St. Michael



             


Der Ortsname Krugzell nimmt Bezug auf die Entstehungszeit um 800. Mönche vom Kloster Kempten hatten eine Seelsorgestation ( Zelle ) an der Illerfurt errichtet.  Genaueres wissen wir aus der Regierungszeit des Fürstabtes Johann von Riedheim ( 1481 - 1507 ). Er ließ das Kirchlein verbreitern und verlängern. Deshalb kam auch sein Wappen mit der hl. Hildegard und dem Pferd an die Außenfront der Südmauer und ist dort bis heute über der Sonnenuhr erhalten.






                          

 Herz Jesu                        Tafel                            St.Michael                         Posaunenengel

1869 Pfarrkirche St. Michael 

INSCHRIFT von J.G. Scheifele zur Baugeschichte auf einer Tafel aus dem Jahre 1869: 

" Die Pfarrkirche Krugzell zum hl. Erzengel Michael, eine der ältesten Kirchen des Allgäus, gehörte mit ihrem Pfarrort zu den frühesten Besitzungen des Stiftes Kempten, und datiert ihre Gründung im 8. Jahrhundert n. Chr. Zu Ende des 15. Jahrhunderts wurde diese Kirche das 1. Mal erweitert unter dem Fürstabt Johann von Riedheim. Eine 2. Vergrößerung und völligen Umbau erhielt sie im Jahre 1839 unter dem Hochw. Hrn: Pfarrer Prestel und Vollendung und Verschönerung durch geeignete Deroration des Choraltares, des Plafons und der Wandungen im Jahre 1869, beidesmal durch die große Opferwilligkeit der Pfarrgemeinde, für welche der hl. Erzengel Michael Gottes Segen erwirken wolle! Das kath. Pfarramt Krugzell, den 28. Septbr 1869   J. G. Scheifele Pfarrer " .



                                                                                     

Das älteste Foto des Innenraumes von St. Michael

Das Foto zeigt die Kirche nach dem großen Umbau von 1839 bis 1847 im neuromanischen Stil. Zuvor stand eine Kirche im Barockstil aus dem 18. Jahrhundert. Auf die Neuromanik folgte die Begeisterung für  Neugotik. Schließlich fand um 1900 der Barockstil eine neue Wertschätzung.



                     

Hochaltar und Seitenaltäre im Stil der Neugotik. Die Kirchenbänke wurden 1845 von dem Wiggensbacher Schreinermeister Baptist Sieber angefertigt und sind damit schon 172 Jahre alt.



                          

Die Kreuzigungsgruppe stand früher am Hochaltar. Anno 1900 wurde sie an der Südseite angebracht.



 

Johann Scheifele     1825 - 1880 

Von 1869 - 1878 war der schwäbische Mundartdichter Johann Georg Scheifele auch Pfarrer in Krugzell. Nachfolgend das Vorwort zu seinem schwäbischen Gedichtband , der fünfmal aufgelegt wurde.

" Woat zum A'fang 

Jatz hau i's denn au' probiart, 

Und hau mei Hira z' äma gnomma                                                                                                                                

I hau a weng' Papier verschmiert,

Und laß' s dur d' Preß an's Tagsliacht komma,

Do hau i freili öbbes g'waugt !

Do' - moin i, daß's zur Kurzweil taugt ......... ."

Sogar König Max II geruhte allergnädigst ein Exemplar in seine Privatbibliothek einzuverleiben.



              


Hl. Ottilie                                                                                                                         Die Holzfigur der Hl. Ottilie steht über dem rechten Seitenaltar. Früher war sie das Ziel von Wallfahrten nach Krugzell, wie 23 Votivgaben in einer Vitrine auf dem Kirchendachboden belegen. Einige tragen die Jahreszahlen 1848, 1886 bzw. 1898. In der Volksfrömmigkeit gilt die heilige Ottilie als Helferin bei Augenleiden. -  Hochaltar mit dem Pfingstwunder. -  Der Flügelaltar ist zugeschlagen. Foto von W. Traut.




       
  
1871 Friedenslinde am Eingang zum Kirchplatz

  • Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich an Preußen den Krieg. Alle deutschen Teilstaaten eilten Preußen zu Hilfe. Daraufhin überschritten deutsche Truppen den Rhein und besiegten in vielen Gefechten den Gegner. Die meisten Krugzeller standen in dem Kemptener Jägerbataillon. In der Schlacht von Sedan am 1. September gab es für das Bataillon empfindliche Verluste. Darunter war auch Ludwig Kiechle aus Scheiben. Ein weiterer Krugzeller, nämlich Martin Schmid, wurde als vermisst gemeldet. Nach dem Sieg begrüßte die Heimat die zurückkehrenden deutschen Soldaten mit großer Begeisterung. An jedem Ort gab es Siegesfeiern. Zur Erinnerung pflanzte man Friedenslinden zumeist auf den Kirchplatz. Die Krugzeller Friedenslinde stand knapp vor dem südwestlichen Friedhofseingang.
  • 2015   Leider wurde die Friedenslinde vom Pilz befallen und musste gefällt werden. Die runde Kreisfläche in der Pflasterung erinnert noch daran.                                                                                                
  • Dieses Foto entstand etwa um 1890 vor der Kirchenrenovierung. Die im Jahr 1871 gepflanzte Friedenslinde zeigt sich noch als kleines Bäumchen. Der Giebel im Westen besaß damals noch Stufen. Das Foto erlaubt auch einen Blick in den Friedhof. Man erkennt die vielen säulenartigen Grabmale. Die Eingangstüre noch ohne schützendes Vorhaus.



Der Turm ist noch ohne weißes Mauerwerk. Erst in den Fünfzigerjahren wurde der Tuffstein mit  weißem Putz überzogen. Die Turmuhr war auf dem Naturstein angebracht.



               

Friedhof              

Auf der Ostseite der Kirche ist die Gedenkstätte für die Krugzeller Priester. Auf Veranlassung von Geistlichem Rat Manlik schuf der Reicholzrieder Bildhauer Walter Konrad eine Gedenkstätte. Interessant ist die Verteilung der Gräber auf dem Friedhof. Die Grabstätten des großen Urmeierhofs (Gasthof Hirsch) und der Burgbauernhöfe sowie des Isselmüllers liegen an bevorzugter Stelle gleich am südlichen Friedhofseingang. Dementsprechend sind auch die Gräber  der alten Geschlechter von Schwarzenbach auf der Nordseite den heimatlichen Höfen zugewandt.



1695 Das älteste Grabmal in Krugzell

Als ältestes Grabmal ist uns das von Pfarrer Karrenfierer aus dem Jahre 1695 erhalten geblieben. Sinnspruch im Spruchband oben:

STEH STILL,
HÖR WAS ICH WILL,
MIT DEM WEIHWASSER SEGNE MICH,
MIT DEM GEBET ERQUICKE DICH

Inschrift

DEN 17. SEPTEMBER,
1695 STARB DER WOHL
EHRWÜRDIGE HOCHGELEH
RTE HERR M.JOHANN
MARTIN KARRENFIERER
16 JAHR GEISTLICH SEINES
ALTERS IM 44. JAHR, 7
JAHRE GEWESTER PFARRER HIER




                                                   

Volksmission                                                                                Die Kirchentüre von 1840 im gotischen Stil                                                                                                                                        

Pfarrer Johannes P0pp sitzend mit den Patres, die die Volksmission 1929 durchführten. Es gab vollkommene und unvollkommene Ablässe. Links vom Eingang ist ein Kreuz aus Sandstein in die Kirchenmauer eingelassen. Es erinnert an die Mission. Auf der Steinplatte steht, wie man den Ablass gewinnt. Es gibt dabei viel zu beachten.                                                                

 Hlg. Mission  v. 3. - 10.III.1929. vom 19. - 26 März 1911.v.23. - 30. Okt.1955. 

Abläße Vollkommene : 1. Am Tage der Einweihung 20.Okt. 

2. am Jahrestag. 3 Kreuzer CG. 4 Kreuzer hg. oder je am folgenden

Sonntag , Bedingung: Empfang der hl. Sakramente und Besuch

des Missionskreuzes mit Gebet nach der Meinung des hl. Vaters

Unvollkommene: 7 Jahre und 7 Quadragenen,  so oft man dort

Ave Maria zu Ehren der Schmerzen Mariens betet. - 300 Tg

sonst man dort 5 Vater unser, Ave Maria und Ehre sei dem

Vater zu Ehren der heiligen Stunden betet.




                                                                                  

Vorhaus

  • Ein Vorhaus im neugotischen Stil schützt den südlichen Eingang.
  • Auf diesem etwa um das Jahr 1900 entstandene Foto ist bereits das eichene Vorhaus zu erkennen, das bei der Renovierung von 1894 bis 1900 neu angebaut wurde. Links der Zehntstadel. Rechts im Vordergrund eine Brunnenanlage für Menschen und Tiere.



              


Das Foto zeigt die Kirche im Jahre 1895. Im Hochaltar sind noch die Figuren des hl. Dominikus und und der hl.Katharina von Siena integriert, heute sind die beiden Heiligen an der Südmauer.

                                



                                                                                                          

Kassettendecke
1950 - 1960 wurden unter Pfarrer Georg Wanner die ersten Renovierungen nach dem 2. Weltkrieg vorgenommen. Die mit Ölbilder und Dekorationsmalereien von 1869 geschmückten, flachen Putzdecken verschwanden. Nach dem Zeitgeist von damals waren sie nicht mehr als wertvoll eingestuft. Eine Kemptener Baufirma gestaltete die Flachdecke des Chorraumes in ein gotisches Sternengewölbe um. Das Kirchenschiff erhielt eine Kassettendecke. Die Pläne hatte der Architekt Sepp Zwerch gefertigt. In einige Kassetten wurden christliche Symbole gemalt. Foto 3 zeigt dreizehn Motive.





                          
Zwei Glocken
  • In der Kirche sind zwei Glocken. Eine hängt bei der Sakristeitüre. Sie ertönt, wenn der Pfarrer zum Gottesdienst aus der Sakristei kommt.
  • Die zweite Glocke hängt bei der Türe zum Ausgang. Sie wurde geläutet, um die Krugzeller zu informieren, dass anschließend am Zehntstadel amtliche Bekanntmachungen vorgelesen werden. Der abgegriffene Holzgriff zeigt, dass die Glocke wirklich sehr alt ist.




              

Altar und Ambos
Bildhauer Walter Konrad schuf im Jahre 1975 den Volksaltar und das Lesepult aus Teilen der früheren Kommunionbank.





         

Herz Jesu - und Marien - Statue
  • Josef Konrad aus Reicholzried schnitzte im Jahre 1955 die Herz-Jesu- Statue des linken Seitenaltares
  • Eine anno 1700 entstandene Marienstatue, die seit 1911 in einem Bildstock am Pfarrwald gestanden hatte, wurde 1962 von Josef Schugg restauriert und in den rechten Seitenaltar der Pfarrkirche eingefügt.
  • Am Herz Jesu Altar befindet sich auch ein Tabernakel.



                     

In der Frühzeit des Christentums in unserer Heimat war Michael ein beliebter Kirchenpatron. Er war der Erzengel, der mit dem Schwert Luzifer besiegte. - Im Chor das Taufbecken.




             Foto von Bengt Nyman

Emailleschild an der Kirche
Ein Kirchturm kann auch ein Biotop für Dohlen, Turmfalken, Fledermäuse und Schleiereulen sein.




                
                       

  • Am 24.04. 2016 wurde an der Westmauer, obere Empore, ein kleiner Riss im Putz entdeckt und mit einem Bleistift markiert und dokumentiert.
  • Eine steile Treppe im Turm führt vorbei an der fast tausendjährigen Mauer.



         


Turmuhrwerk
Seit 1910 trieb das alte Uhrwek die großen Zeiger der Kirchenuhr an.Täglich musste der Mesner hochsteigen und das Werk mit 50 Kurbelumdrehungen aufziehen. 1966 entschloss man sich ein neues Uhrwerk mit elektrischem Antrieb zu installieren. Das alte mechanische Werk, siehe Bild, wurde stillgelegt.





                             

Wir sind auf der Uhrenplattform. Ein Motor und Steuerelemente drehen die Zeiger auf dem Zifferblatt.



                                       

Glocken
  • Marienglocke, Ton:f e s,  114 cm Durchmesser, 850 kg , Bild: Maria als Himmelskönigin , Inschrift:  Maria bleib immer Schutzfrau uns und bitte um anhaltenden Frieden
  • Patroziniumsglocke, Ton: a s,  95 cm Durchmesser , 480 kg , Bild: St. Michael, Inschrift: St. Michael Patron derPfarrei stehe uns im Kampf bei gegen alle feindlichen Mächte.




                        

Ab dem Glockenstuhl geht es mit Leitern weiter. -  Balken mit Schriftzeichen.






Der Landmann und Landschaftskassier, Kammerrat Johann Adam Treichtlinger ließ im Jahre 1720 den heute noch bestehenden Dachstuhl im Turm bauen.






Der Turm in Zahlen
Der Turm misst unten 6,70 m mal 6,00m. Nach oben verjüngt er sich leicht und hat oben am Dachstuhl 6,20 m mal 5,80 m. Die Grundmauern sind 2,00 m stark, die Mauern im Dachstuhl weisen 0,70 m auf. Der Turm ist 27 m hoch, das Turmkreuz 3 m. Bis zu den Glocken führen schmale Treppen hoch, sodann führt eine lange Leiter weiter in die Höhe. Dem Betrachter erscheint der Turm etwas schief. Tatsächlich weicht der Turm von der Senktechten um 1,20 m ab.


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Votivgaben für die Heilige Ottilie
Von der Wallfahrt zur Heiligen Ottilie sind noch 23 Votivgaben übrig geblieben. Sie befinden sich in einer gläsernen Vitrine. Einige tragen die Jahreszahlen 1848, 1886 und 1889. Im Volksglauben gilt die Heilige Ottilie als Helferin bei Augenleiden.



                  
          


                         



                            


                            



      





Collage  
                                                              
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Zwischen Kirchenschiff und Chor ein Parabelbogen






Kurbelwelle im Dachboden. An einem Seil kann man den Adventskranz aufhängen.



             

Heinrich Boxler war der Sohn des verdienstvollen Krugzeller Lehrers Franz Boxler.  Er studierte an der Kunstakademie in München und sollte auf Wunsch von Pfarrer Prestel die Pfarrkirche ausmalen. Er lieferte im Jahre 1841 ein Bild der heiligen Helena ab, konnte aber damit nicht überzeugen. So bekam Ludwig Caspar Weiß (1793- 1867) den Auftrag die Kirche im neuromanischen Stil auszumalen. Ludwig Caspar Weiß war ein Mitglied der Rettenberger Bildhauer - undMalerfamilie, die über vier Generationen künstlerisch tätig war.. Er malte ein Altarbild mit der Weihnachtsgeschichte und fertigte die Altäre. Heute warten die beiden Bilder wieder auf Wertschätzung.




                     

Standarte
Prozessionsfahnen werden beim Auszug aus der Pfarrkirche mitgetragen. Sie kündigen an, wer kommt.




                                        

Im Dachboden steht ein besonders großer Schrank. Öffnet man ihn, so sieht man auf den Innenseiten der Schranktüren prächtige Gartenanlagen im Barockstil gemalt. Von Pfarrer Anselm Weinhart wissen wir, dass er 1802 aus dem aufgelösten Schloss Wagegg einiges erworben hat. Darunter war eine Turmuhr und eventuell auch dieser übergroße Schrank.





Westmauer der Krugzeller Kirche
  1. Aus dem Mauerwerk kann man lesen. Das kleine Dreieck ist der Giebel der ersten Kirche.
  2.  Darüber ein zweites größeres Dreieck. Es ist die Giebelseite von 1490.
  3.  Schließlich der jetzige Giebel, der 1840 gebaut wurde.



                 

Blick von der zweiten Empore - Hl. Sebastian - Hl. Joseph





Inschrift
Auf dem im Hochaltar eingelassenen Stein befinden sich die ältesten Schriftzeichen im Krugzeller Bereich.Erst 1987 wurde die Inschrift entziffert. Die Zeichen stammen aus der Zeit um 1400. Bertold ist später eingeritzt und dürfte ein Hinweis sein auf Bertold Häringer, Pfarrer in Krugzell von 1432 bis 1474. Bei dem Namen REGINGER  PORTARIUS  kann es sich um den Stifter des Altars handeln, der als Pförtner (Portarius) ein kirchliches Amt bekleidete, nämlich die Verwahrung der Kirchenschlüssel, Gefäße, Gewänder und die Aufsicht in der Kirche. (W. Traut)





           


Chronisten von Krugzell

Andreas Prestel war Pfarrer von Krugzell von 1837 - 1848, Bauherr des Kirchenneubaus und Verfasser einer Pfarrchronik.

Wilhelm Traut, Lehrer von 1948 - 1983 und Verfasser des Buches "Krugzell und seine Geschichte"

Geistlicher Rat Alois Manlik. Pfarrer von 1953 - 1993. Er hat die Chronik von Prestel weitergeführt .

Albert Feurer, er hat in Zusammenarbeit mit Adrianus Diakon van Beck, Johannes Merk und Franz Gorus die Baudenkmäler von Krugzell beschrieben und fotografiert. 

Johann Merk und Adalbert Hartmann sind die Verfasser der " Chronik der Pfarrei St. Michael Krugzell "     





                              

Zwillingsort
Von Krugzell gibt es einen Zwillingsort. Es ist Martinszell. Es hat eine ähnliche Lage. An der Iller gelegen bei einer Furt, bzw.Brücke. Gleiche Entfernung von Kempten. Allerdings nicht im Norden sondern im Süden. Gegründet als Seelsorgestation (Zelle) von den Mönchen in Kempten. Geweiht dem Heiligen Martin.